Mofas Eindrücke – zweiter Tag

Der Sonntag Morgen beginnt für uns nach dem Frühstück mit der Fahrt vom Hotel zum Lager. Um 7.45 Uhr fährt das Rolltor hoch und wir machen da weiter, wo wir am Samstag Abend aufgehört haben: LKWs abladen, Paletten sortieren und bereits die ersten Fahrzeuge zum Verteilen vorbereiten. Gegen 14.00 Uhr fahre ich mit meinem Team zu einer rumänisch-orthodoxen Kirche.
Der Priester hat sich schon in den letzten Jahren als zuverlässige erwiesen: Die Spenden gerecht und an wirklich bedürftige Kinder und Familien zu verteilen ist schwer, um so dankbarer sind wir um jeden Kooperationspartner vor Ort. Als wir ankommen wartet schon eine große Menschentraube vor der Kirche. Die winterlichen Verhältnisse haben die 400 Jahre alte Kirche mit einer dicken Eisschicht bedeckt, so dass wir zum verteilen der Hilfsgüter nicht ins Gebäude gehen können: Zu groß ist die Gefahr, dass ein herabfallender Eiszapfen jemand der Wartenden verletzt. Wir richten uns mit den Kartons vor der Kirche ein und beginnen mit der Ausgabe. Zu den Nikolauspäckchen bekommt jedes Kind noch etwas Süßes, Chips oder Spekulatius (zu verdanken habe wir die vielen Paletten mit Süßigkeiten und Knabbereien den Firmen Cummins, Roma und Lorenz Bahlsen sowie zahlreichen kleinen und großen privaten Geldspenden).

Die Menschenmenge bleibt nicht lange unbemerkt, nach einer viertel Stunde fahren zwei Polizeifahrzeuge vor. Mit Schutzwesten, Knüppeln und Waffen ausgestattet erkundigen sich die Beamten nach den Grund für diesen Menschenauflauf. Unser Partner von der orthodoxen Kirche verschwindet kurz in der Sakristei und kehrt mit einer prachtvoll bestickten Stola um den Hals und zwei Heiligen-Bildern wieder. Wortreich und mit Hilfe von St. Georg und St. Nikolaus überzeugt er die Polizisten davon, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht und das auch alle erforderlichen Genehmigungen vorliegen. In Rumänien hat man Respekt vor der Polizei, aber noch mehr vor Männern der Kirche 😉

Aus der Menge der Familien und Kinder bleibt mir eine Begegnung besonders in Erinnerung: Ein hübsches Mädchen, höchstens 16 Jahre alt. Auf dem Arm trägt sie ihr einjähriges Kind, ihr Bauch verrät, dass es bald zwei sein werden, die es durchzufüttern gilt. Immer noch werden hier Mädchen mit 13-14 Jahren verheiratet und unterliegen dann auch nicht mehr der Schulpflicht. In Rumänien liegt die Quote der funktionalen Analphabeten bei über 40%. Mit unseren Hilfsgütern können wir zwar ein bisschen Freude in der Adventszeit bringen und teilweise auch gezielt einzelne, besonders bedürftige Familien unterstützen. Gegen den Teufelskreis aus mangelnder Bildung und fehlenden Verdienstmöglichkeiten sind wir aber machtlos.